Ein Jahr COVID-19 – Bilanz der fünf Universitätsspitäler der Schweiz

Die Corona-Pandemie prägt unseren Alltag bereits seit Monaten. Ein Silberstreif am Horizont ist mit dem Anlaufen der Impfkampagne erkennbar. Dass die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern auf harte Lockdowns verzichten konnte, liegt nicht zuletzt an unserem leistungsfähigen Gesundheitssystem mit einer gut ausgebauten Versorgung. Die Universitätsspitäler der Schweiz spielen darin eine zentrale Rolle. Sie sind in diesem Jahr aber personell wie auch finanziell an ihre Belastungsgrenzen gelangt. Die Direktoren der fünf Universitätsspitäler zogen an der heutigen Medienkonferenz im Inselspital in Bern nach gut einem Jahr Pandemie Bilanz zur Bedeutung aber auch Belastung der Universitätsspitäler.

Die Corona-Pandemie ist eine der grössten Herausforderungen für das Schweizer Gesundheitssystem seit Jahrzehnten. Sie hat die zentrale Rolle der schweizerischen Universitätsspitäler in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk der anderen Versorgungsakteure im Land eindrücklich belegt. Insbesondere im Bereich der intensivpflegebedürftigen Patientinnen und Patienten wäre die Corona-Pandemie ohne die Universitätsspitäler mit ihrem Know-how, ihren spezifischen Kompetenzen, ihren Ressourcen und Infrastrukturen nicht zu bewältigen gewesen.

Die Spitaldirektoren der fünf Universitätsspitäler beleuchteten die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihre Spitäler und ihre jeweilige Region. Die Erläuterungen zeigten, dass diese mit zum Teil unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert waren und sind. Besonders beeindruckt waren die Spitaldirektoren unisono von der hohen Einsatzbereitschaft und der Motivation der Mitarbeitenden und der Medizinstudierenden unter diesen besonderen und zum Teil auch belastenden Umständen.

Effektive Organisation und grosse Solidarität

Allen Universitätsspitälern gemeinsam ist, dass diese dank ihrer effektiven Organisation und ihrem spezifischen Know-how, insbesondere bei der Behandlung von Schwerkranken und der Abdeckung des gesamten Therapieangebots, in der Lage waren, rasch, adäquat und flexibel auf die Anforderungen der Pandemie zu reagieren, die notwendigen Vorkehrungen zu treffen und die benötigten Kapazitäten rechtzeitig der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. So wurden die bestehenden intensivmedizinischen Kapazitäten von 228 auf 378 Betten (+ rund 65%) ausgebaut. Dass dieser Ausbau notwendig war, zeigt die Belegung von maximal 208 Betten allein durch Covid-Patienten im November 2020. Spielraum hätte da ohne massiven Ausbau für nicht-Covid-Fälle, geschweige denn für ein Grossereignis, kaum mehr bestanden. Insgesamt wurden 2020 in den fünf Universitätsspitälern 8'153 Covid-Patienten stationär betreut, davon 1'295 auf der Intensivstation, wovon 922 künstlich beatmet werden mussten. Dass die unzähligen Herausforderungen während der Pandemie ohne massive Beeinträchtigungen des Gesundheitssystems zu bewältigen waren, liegt nicht zuletzt auch am engen Zusammenspiel und der Solidarität zwischen den fünf Universitätsspitälern, wodurch auch direkte, unkomplizierte Hilfe, z. B. beim Transfer von Patienten möglich wurde.

Die fünf Universitätsspitäler sind wichtige Stützpfeiler bei der Umsetzung der nationalen Impfstrategie. Sobald die Verfügbarkeit von Impfstoffen absehbar war, wurden innert kürzester Zeit Impfzentren aufgebaut und in Betrieb genommen. Die Universitätsspitäler sind zudem stark involviert in Forschung und Entwicklung. Allein im Jahr 2020 wurden 232 Forschungsprojekte zu SARS-CoV-2/COVID-19 lanciert. Die notwendigen und kontinuierlichen Investitionen in Wissen, Infrastruktur und Ausbildung in diesem Umfang können nur die Universitätsspitäler leisten.

Wirtschaftliche Spuren der Pandemie

Die Pandemie hat bei den Universitätsspitälern betriebswirtschaftlich tiefe Spuren hinterlassen. Die fünf Universitätsspitäler haben überproportional viel geleistet und tragen die Hauptlast bei der Behandlung der Covid-19 Patienten. Von den schweizweit rund 19'500 stationären Covid-Fällen wurden 8’153 Fälle in den Universitätsspitälern behandelt; damit behandelten die Universitätsspitäler rund 40% der stationären Covid-Fälle, bei den übrigen stationären Fällen beträgt dieser Anteil knapp 20%. Durch diese hohe Auslastung sind die Behandlungen der übrigen Patienten wegen Covid-19 deutlich zurückgegangen; 2020 wurden rund 20’000 stationäre Fälle weniger behandelt als im Jahr 2019, namentlich in den chirurgischen Disziplinen.

Die Kosten der Universitätsspitäler sind im Bereich der obligatorischen Krankenpflegeversicherung bereits heute nicht gedeckt. Die Corona-Krise brachte eine zusätzliche enorme Belastung. So betrug der Ertragsausfall aller fünf Universitätsspitäler 2020 im stationären Bereich CHF 202 Mio., dazu kamen Covid-spezifische Personal- und Sachaufwände von plus CHF 340 Mio. Die Kantone steuerten 2020 CHF 357 Mio. bei, um die Covid-bedingten Ertragsausfälle und Mehraufwände abzufedern. Trotz dieser Zuwendungen der Kantone resultierte für die fünf Universitätsspitäler ein Verlust von CHF 86 Mio. Aussagen von Krankenversicherern, dass Covid-19 auf Erträge der Spitäler 2020 keinen Einfluss hatte, trifft auf die fünf Universitätsspitäler nicht zu.

Vorhalteleistungen der Universitätsspitäler

Die fünf Universitätsspitäler erbringen Vorhalteleistungen für unvorhergesehene Ereignisse. Dazu gehört das 24/7 Bereitstellen der spezifischen Infrastruktur und entsprechendem Fachpersonal für die Notfallmedizin, die Intensivmedizin und die (hoch-)spezialisierte Gesundheitsversorgung. Das letzte Jahr hat eindrücklich aufgezeigt, dass diese Vorhalteleistungen unverzichtbar sind. Dank dem Vorhandensein von gut ausgebauten Notfall-, Intensiv- und Intermediate Care-Einheiten sowie qualifiziertem pflegerischem und ärztlichem Fachpersonalwurde die Corona-Pandemie bewältigt. Die Spitaldirektoren betonten aber auch, dass das Personal nach einem Jahr Pandemie am Anschlag und ausgelaugt sei.

Vorhalteleistungen, Hochdefizitfälle und die grundsätzlich komplexeren Patientenfälle der Universitätsspitäler (durch zunehmend ältere, multimorbide Patienten mit chronischen Erkrankungen), werden in der aktuellen Vergütung viel zu gering gewichtet. Damit die Universitätsspitäler auch in Zukunft die Infrastruktur und den heutigen klinischen Standard gewährleisten können, der zur Bewältigung von Hochrisiko-Situationen wie einer Pandemie und der Behandlung von besonders schwer betroffenen Patientinnen und Patienten unabdingbar ist, braucht es in den Finanzierungssystemen zwingend eine separate Betrachtung der Universitätsspitäler bei der Festlegung der Baserate und eine differenzierte Abgeltung im SwissDRG.

Die Universitätsspitäler sind Garanten für die qualitativ hochwertige Versorgung auch in Krisensituationen. Ihre Leistungsfähigkeit und ihre Dienste zugunsten der Patientinnen und Patienten haben sie auch während der Pandemie bewiesen. Diese zentrale Funktion darf nicht gefährdet werden.

Referenten an der heutigen Corona-Bilanz Medienkonferenz waren:

  • Uwe E. Jocham, Dr. med. h.c., Direktionspräsident Insel Gruppe Bern
  • Philippe Eckert, Prof., Directeur général du Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV)
  • Werner Kübler, Dr. MBA, Spitaldirektor und Vorsitzender der Spitalleitung des Universitätsspitals Basel (USB)
  • M. Bertrand Levrat, Directeur général des Hôpitaux universitaires de Genève (HUG)
  • Gregor Zünd, Prof., Vorsitzender der Spitaldirektion und CEO Universitätsspital Zürich (USZ)

Kontakt für Fragen

Geschäftsstelle Universitäre Medizin Schweiz (unimedsuisse)

Agnes Nienhaus, Geschäftsführerin Universitäre Medizin Schweiz

031 306 93 85 / agnes.nienhaus@STOP-SPAM.unimedsuisse.ch

Die fünf Universitätsspitäler ziehen eine Bilanz zur Covid-19-Pandemie.

Die Universitätsspitäler spielen eine zentrale Rolle in der Sicherstellung der Gesundheitsversorgung.

Die Spitaldirektoren der fünf Universitätsspitäler (v. l. n. r.): Gregor Zünd (Zürich), M. Bertrand Levrat (Genf), Werner Kübler (Basel), Uwe E. Jocham (Bern) und Philippe Eckert (Lausanne)