Fortschritt bei der Diagnose von Endometriose

Eine Bauchspiegelung ist derzeit die einzige Methode, um eine Endometriose mit Sicherheit festzustellen. Nun haben Forschende der Universität Bern und des Inselspitals, Universitätsspital Bern, in Zusammenarbeit mit australischen Forschenden Zellen identifiziert, die vorwiegend in der Gebärmutterschleimhaut von Frauen mit Endometriose vorkommen. Die Erkenntnisse dienen als Grundlage für die Entwicklung eines schnellen und nicht-invasiven Endometriose-Tests anhand von Menstruationsproben.

Endometriose ist eine Erkrankung der Gebärmutterschleimhaut, die 10 bis 15 Prozent der Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Typische Symptome sind starke Unterleibsschmerzen und verminderte Fruchtbarkeit. Rund ein Viertel der Frauen, die nicht schwanger werden, leiden an Endometriose.

Bei der Endometriose siedeln sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter an, etwa im Bauchraum. Auch der Darm oder die Lunge können davon betroffen sein. Wie dies geschieht, ist noch nicht in allen Details geklärt. Es ist möglich, dass die sogenannte retrograde Menstruation, bei der ein Teil des Menstruationsbluts durch die Eileiter zurück in die Bauchhöhle fliesst, eine wichtig Rolle spielt. Allerdings tritt eine retrograde Menstruation bei rund 8 von 10 Frauen auf und nur ein Teil davon entwickelt eine Endometriose.

Eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) ist die derzeit gängige Diagnosemethode, um eine Endometriose zweifelsfrei festzustellen. Diese Untersuchung wird unter Vollnarkose vorgenommen und birgt wie jeder chirurgische Eingriff gewisse Risiken.

Spezieller Zelltyp in der Gebärmutterschleimhaut von Frauen mit Endometriose

Nun könnte eine wissenschaftliche Studie, an der Forschende der Universität Bern und des Inselspitals massgeblich beteiligt waren, zur Entwicklung eines schnellen und nicht-invasiven Endometriose-Tests führen. In der Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Natur Communications erschien und in Zusammenarbeit mit Forschenden aus Australien entstand, wurden Gewebeproben der Gebärmutterschleimhaut von zehn Frauen mit und neun Frauen ohne Endometriose analysiert.

Auf der Suche nach möglichen Variationen in der Gebärmutterschleimhaut, die zur Entstehung von Endometriose führen könnten, charakterisierte das Forscherteam 33’758 Gewebeprobenzellen mittels Einzel-Zell-RNA-Sequenzierung. Diese moderne molekularbiologische Technik ermöglichte es den Forschenden, die Aktivität von mehreren Tausend Genen in einer Zelle zu messen. Mithilfe der Computermodellierung konnten sie diese Ergebnisse mit den klinischen Befunden der 19 Studienteilnehmerinnen vergleichen.

Dabei ist es den Forschenden gelungen, eine Untergruppe von Bindegewebszellen zu identifizieren, die vorwiegend in der Gebärmutterschleimhaut von Frauen mit Endometriose vorkommt, nicht aber bei Frauen ohne Endometriose.

Weiterforschen für einen nicht-invasiven Endometriose-Test

«Unsere Untersuchungen deuten darauf hin, dass wir mit diesen Zellen einen Biomarker besitzen, der Frauen mit und ohne Endometriose unterscheiden kann», erklärt Prof. Dr. med. Michael Mueller, Co-Direktor der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am Inselspital. «Wenn sich unsere Resultate in einer grossen Gruppe bestätigen, liesse sich auf der Grundlage unserer Forschung ein schneller und nicht-invasiver Diagnosetest für Endometriose entwickeln, da die Biomarker-Zellen am Ende jedes Monats mit der Regelblutung abgestossen werden. Damit steht regelmässig die minimale Menge an Blut zur Verfügung, um das Vorhandensein allfälliger Marker-Zellen zu studieren.»

Als nächsten Schritt planen die Forschenden Folgestudien mit einer grösseren Kohorte von über tausend Patientinnen, um ihre Erkenntnisse zu validieren.

Experte:

Prof. Dr. med. Michael Mueller, Co-Klinikdirektor und Chefarzt Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Inselspital, Universitätsspital Bern und Universität Bern

Publikation:

Altered differentiation of endometrial mesenchymal stromal fibroblasts is associated with endometriosis susceptibility | Communications Biology (nature.com)

doi.org/10.1038/s42003-022-03541-3

Prof. Dr. med. Michael Mueller, Co-Klinikdirektor und Chefarzt Universitätsklinik für Frauenheilkunde Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie,Inselspital, Universitätsspital Bern, und Universität Bern