Tiefe Cholesterinwerte halten Stents langfristig offen

Eine neue internationale Studie unter der Leitung des Inselspitals, Universitätsspital Bern und der Universität Bern, zeigt: Je tiefer das LDL-Cholesterin nach einem Herzinfarkt, desto geringer das Risiko, dass sich eingesetzte Stents erneut verengen. Die Analyse liefert erstmals Daten über drei Jahre und unterstreicht die Bedeutung konsequent tiefer Cholesterinwerte für den Behandlungserfolg.

Stent-Behandlungen gehören weltweit zu den wichtigsten Verfahren bei akuten Herzinfarkten. Durch das Einsetzen von Stents werden verschlossene Herzkranzgefässe wiedereröffnet und das Risiko für Komplikationen deutlich gesenkt. Dennoch können sich Gefässe, gerade im Bereich der Stents, erneut verengen. Eine häufige Ursache ist die sogenannte Neoatherosklerose: neue fett- oder kalkhaltige Ablagerungen in der Gefässinnenwand.

Aus früheren Studien ist bekannt, dass eine Senkung des Cholesterins (umgangssprachlich Blutfett) Herzinfarkte verhindert und bestehende Ablagerungen teilweise zurückbildet. Deshalb empfehlen internationale Leitlinien nach einem Herzinfarkt eine deutliche Senkung des Cholesterins (insbesondere des Untertypen «low-density-lipoprotein»-Cholesterin, LDL-Cholesterin). Ob tiefe LDL-Cholesterinwerte jedoch auch die Neubildung solcher Ablagerungen in eingesetzten Stents verhindern können, war bislang unklar.

Daten von 178 Patient:innen neu ausgewertet
Ein Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. med. Lorenz Räber, Leiter des Herzkatheter-Labors am Inselspital, ging dieser Frage nach. Die Forschenden analysierten die Daten der internationalen CONNECT-Studie neu. 178 Patient:innen, die nach einem Herzinfarkt einen Stent erhalten hatten, wurden drei Jahre später mit einer hochauflösenden Gefässkamera untersucht. Die Daten stammen aus Zentren in der Schweiz und in Japan. 

Da der Stenttyp keinen Einfluss auf die Neubildung von Ablagerungen zeigte, konzentrierte sich die aktuelle Analyse auf die erreichten LDL-Cholesterinwerte.

Geringere Cholesterinwerte führen zu deutlich weniger Ablagerungen
Die Resultate sind klar: Während Neoatherosklerose bei gut kontrollierten LDL-Cholesterinwerten nur in 7% der Fälle auftrat, waren es bei unzureichend gesenkten Werten 19%. Zudem zeigt sich ein deutlicher Trend: Je tiefer der Blutfettspiegel, desto geringer das Risiko neuer Ablagerungen im Stent.

Dr. med. Jonas Häner, Oberarzt an der Universitätsklinik für Kardiologie und Erstautor der Studie, betont: «Es ist die erste grössere internationale Untersuchung, die über drei Jahre zeigt, dass ein tiefer Blutfettspiegel vor einer Neubildung cholesterinhaltiger Ablagerungen im Innern von Stents schützt.» Dass dieser Effekt bereits bei 178 analysierten Patient:innen sichtbar wurde, unterstreicht die Bedeutung tiefer LDL-Cholesterinwerte zusätzlich.

Bewusstsein für tiefe Cholesterinwerte stärken
Tiefe Cholesterinwerte bleiben nach einer Stentimplantation zentral; nicht nur, um die Herzgefässerkrankung zu bremsen, sondern auch für den Stent selbst. Prof. Räber ergänzt: «Unsere Daten zeigen, dass nicht nur eine technisch gute Implantation und Blutverdünnung entscheidend sind. Tiefe LDL-Werte tragen ebenso wesentlich dazu bei, dass ein Stent langfristig offen bleibt.»

Gleichzeitig zeigt die Studie, dass trotz weit verbreiteter Statintherapie nur 55 % der Patient:innen die empfohlenen LDL-Zielwerte erreichten. Regelmässige Kontrollen und eine Therapieanpassung bei Nicht-Erreichen der LDL-Zielwerte bleiben daher wichtig. Die Forschenden sehen einen klaren Auftrag: Patient:innen müssen noch stärker darüber informiert werden, dass tiefe Cholesterinwerte entscheidend zum langfristigen Erfolg der Behandlung beitragen.

Link
Universitätsklinik für Kardiologie

Publikation
Häner J, Kakizaki R, Taniwaki M et al. Low-Density Lipoprotein Cholesterol Levels and Neoatherosclerosis After STEMI. A Secondary Analysis of the CONNECT Randomized Clinical Trial. JAMA Cardiology, 2025; doi: 10.1001/jamacardio.2025.4723. Online ahead of print.

Experten
Dr. med. Jonas Häner, Oberarzt Interventionelle Kardiologie, Universitätsklinik für Kardiologie, Inselspital, Universitätsspital Bern und Universität Bern

Prof. Dr. med. Dr. phil. nat. Lorenz Räber, Leitender Arzt, Leiter Herzkatheter-Labor, Universitätsklinik für Kardiologie, Inselspital, Universitätsspital Bern und Universität Bern

Tiefe Bluttfettwerte schützen vor einer Neubildung von cholesterinhaltiger Ablagerungen im Innern des Stents.